Peter Ruzicka

*  3. Juli 1948

von Uwe Sommer

Essay

In großer Konsequenz des musikalischen Denkens hat Ruzicka von seinen ersten gültigen Werken an eine Musik geschrieben, deren besondere Qualität in der subtilen Verbindung von Reflexivität und Expressivität, von intellektueller Einsicht und klangsinnlicher Wirksamkeit liegt. Es ist ein zentrales Anliegen seiner Musik, sich in ein kritisches Verhältnis zu sich selbst zu setzen und die Sprachkraft der eigenen Formulierungen, letztlich neuer Kunst überhaupt unter den Bedingungen der Gegenwart in Frage zu stellen. Die Wandlungen der musikalischen Ausdrucksformen innerhalb seines Schaffens können dabei leicht über die Konstanz der wesentlichen Prämissen seiner Ästhetik hinwegtäuschen. Auch wenn seine jüngere Produktion nicht mehr den offensiven Gestus und den „kritischen Stachel“ der Kompositionen aus den 70er-Jahren hat, bestimmt das diskursive, selbstzweiflerische Moment auch hier Ruzickas Selbstverständnis als Komponist, das sich direkt in Gestalt und Gestus der Werke niederschlägt. Die Berührung mit der Geschichte – der gegenwärtig im Musikbetrieb sich zutragenden wie der historisch überlieferten – ist der entscheidende Faktor seiner Kunst, die ihre stärksten Potentiale in der kritischen Brechung des subjektiven Ausdrucks entwickelt. In der Überzeugung, daß künstlerische Wahrhaftigkeit grundsätzlich vermittelbar und diese Vermittlung auch dann noch sinnvoll ist, wenn der Geltungsanspruch des musikalisch Gesagten im Werk ...